Weinanbau hat eine lange Tradition in der Champagne. Die Römer waren die ersten, die dort Reben pflanzten. Der Wein, den sie produzierten, war allerdings still.
Das Jahr 1114 gilt als offizielles Gründungsjahr der Weinregion Champagne. Der Bischof von Chalons-en-Champagne stellte dem Abt des dortigen Benediktinerklosters eine Urkunde über den kompletten Grundbesitz des Klosters aus. Wichtige Örtlichkeiten und ihr Rebland, zum Beispiel Ay and Oger, werden in dieser Urkunde benannt, die auch als die „grande charte champenoise“ bekannt ist.
In den folgenden Jahrhunderten setzt sich der Begriff „Vin de Champagne“ durch, und dieser Wein (immer noch still) wird an den europäischen Adelshöfen immer populärer. Ludwig XIV. machte ihn sogar zu seinem Hauswein.
Im 17. Jahrhundert entdeckte man durch Zufall, wie sich Schaumwein herstellen lässt. Aufgrund der im Norden Frankreichs spät reifenden Trauben kam es immer wieder vor, dass Wein vor Beginn des Winters nicht vollständig durchgären konnte. Im nächsten Frühjahr – bei steigenden Temperaturen – setzte die Gärung dann erneut ein. Solange der Wein sich in Holzfässern befand, war das nicht weiter schlimm, da die bei der Gärung entstehende Kohlensäure leicht entweichen kann.
Dies ist anders, wenn sich der Wein bereits in Glasflaschen befindet, wenn die zweite Gärung (die sogenannte Flaschengärung) einsetzt. Dann kann die Kohlensäure nicht entweichen, und es entsteht ein Schaumwein. Zuerst galt dies als qualitativ nicht einwandfreier Wein, doch an den europäischen Königshöfen wurde er schnell zum beliebten Getränk.
Der Benediktinermönch Dom Perignon (1638-1715) führte zahlreiche Experimente durch, um den Herstellungsprozess kontrollierbar und reproduzierbar zu machen. Explodierende Flaschen im Keller oder während des Transportes zum Kunden führten zu großen Verlusten in der Herstellung. Kellermeister trugen Eisenmasken, um sich vor den häufig herumfliegenden Glassplittern zu schützen.
1729 wurde das älteste, heute noch bestehende Champagner-Haus von Nicolas Ruinart gegründet. Viele andere noch heute führende Marken wurden in den Jahrzehnten danach etabliert, zum Beispiel Moet & Chandon, Bollinger und Heidsieck. Interessanterweise spielten Frauen sehr bedeutende Rollen. Pommery, Perrier und Veuve Clicquot Ponsardin wurden von Witwen, deren Männer in jungen Jahren starben, zu internationalem Ruhm und Glanz geführt.
Unter Napoleon erlebt der Champagner einen Höhenflug ohne gleichen. Er feiert seine Siege und seine Kaiserkrönung mit Champagner. Viele seiner Bündnispartner und Gegner wollen sich auch an diesem Getränk ergötzen – und das Jahr 1812 sollte einer der besten Champagnerjahrgänge aller Zeiten werden. Napoleon gilt auch als Begründer des Sabrierens (Abschlagen des Flaschenkopfes mit Säbel).
Der damals getrunkene Champagner hatte noch wenig mit dem heute wundervoll transparenten Wein zu tun, sondern war trüb. Dies kam von den Hefezellen, die nach der Flaschengärung in der Flasche verblieben. Veuve Clicquot, die Witwe Clicquot, führte das Rüttelpult ein, um die Hefezellen im Flaschenhals zu sammeln und sie dann aus der Flasche zu entfernen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stoppte die Reblaus das fulminante Wachstum der ersten Hälfte. Die Reblaus ist ein aus Amerika eingeschleppter Schädling, der die Wurzeln des Weinstocks befällt und die Rebe innerhalb weniger Jahre absterben läßt. Durch Aufpropfen auf amerikanische Wurzeln wurde bald ein Mittel gefunden, um die Reben vor der Reblaus zu schützen.
Auch das 20. Jahrhundert sollte nicht gut für den Champagner beginnen. Die Champagne war Schauplatz zahlreicher Kampfhandlungen im ersten Weltkrieg, und mit der Revolution in Russland (1917) und der Prohibition in den USA gingen wichtige Exportmärkte verloren.
Doch all diese Schicksalsschläge konnten den Siegeslauf des Champagners nicht aufhalten. Heute werden ungefähr 300-350 Millionen Flaschen Champagner pro Jahr produziert. Das Getränk, das ursprünglich fast ausschließlich von Königen und Kaisern genossen wurde, hat eine große globale Anhängerschaft gefunden.